SNS-Jahresfahrt nach Annaberg-Buchholz vom 25. – 29. 9. 2022
Mit Klick auf die Vorschaubilder öffnet sich ein Fenster mit größeren Fotos.
Miriquidi – „der dunkle Wald“ wurde das Erzgebirge im frühen Mittelalter genannt. Es war dunkler, undurchdringlicher Urwald mit wenigen meist slawischen Siedlungen.
Das sollte sich 1168 ändern, als Siedler in der Umgebung von Freiberg Silbererz fanden und sich mit dem ersten „Bergkgeschrey“ zahllose Bergleute auf den Weg und Freiberg bis ins 15. Jhdt. zur größten Stadt Sachsens machten. Noch schneller ging es beim zweiten „Bergkgeschrey“ nach dem Fund von Silber1491 am Schreckenberg. Da wurde die neu gegründete „Neustadt am Schreckenberg“ als Annaberg innerhalb weniger Jahrzehnte die zweitgrößte Stadt Sachsens. Und das interessante daran ist, dass es die Region geschafft hat, auch nach Beendigung des Bergbaus lebendig und vielseitig zu bleiben.
Diese Region, inzwischen Unesco-Weltkulturerbe, war das Ziel unserer Jahresfahrt 2022.
Doch zunächst haben wir In Chemnitz am Rand des Erzgebirges Halt gemacht und haben uns bei einer informativen Stadtrundfahrt davon beeindrucken lassen, dass die Stadt als Wiege der industriellen Revolution in Sachsen eine interessante Geschichte und historische Gebäude, moderne Glasfassaden und zugleich viel Gün hat.
Der Montag war dann ausgefüllt mit Besichtigungen in Annaberg-Buchholz, angefangen mit einer Stadtführung und als nächstes mit einer Führung in der Annenkirche. Erbaut von 1499-1525 ist sie eine der schönsten und größten spätgotischen Hallenkirchen Deutschlands. Rund um die Balustrade der Kirche laufen bunte Steinbilder und erzählen verschiedene Geschichten und der berühmte Bergaltar des Hans Hesse stellt erstmals in einer Kirche detailliert die Arbeit der Bergleute dar. Wer auf den
Turm gestiegen ist, hatte von dort eine weite Rundumsicht
und ein interessantes Gespräch mit der Türmerin.
Das Besucherbergwerk im Gößner gegenüber der Annenkirche mit seinen 400 Jahre alten, mühevoll von Hand in den Stein getriebenen Stollen zieht sich unter der gesamten Altstadt Annabergs hin und wurde erst beim Neubau der Sparkasse 1995 entdeckt. Wir haben es, teils über steile Treppen auf und ab, erkundet.
Höhepunkt des Tages war dann der Besuch in der „Manufaktur der Träume“ mit echter erzgebirgischer Volkskunst, einer Stiftung der Wella-Erbin Erika Pohl-Ströher.
Am Dienstag sind wir nach Freiberg gefahren, wo mit dem ersten „Bergkgeschrey“ die Geschichte des Bergbaus im Erzgebirge begann. Historische Bausubstanz wie das Rathaus von 1410, das älteste Stadttheater der Welt von 1791 und viele alte sehenswerte Bauten der Altstadt haben wir bei unserer Stadtführung in 2 Gruppen, leider immer wieder begleitet von Regenschauern, gesehen. Der Dom St. Marien, außen eher unscheinbar, beherbergt drei Sehenswürdigkeiten: die älteste Silbermann- Orgel, auf der für uns Musik von Bach gespielt wurde, die sogenannte Tulpenkanzel aus dem 16. Jhdt. und die spätromanische Goldene Pforte mit ihrem wertvollen Skulpturenschmuck.
Ein Teil unserer Gruppe besuchte im Anschluss noch die „Terra mineralia“ im Schloss Freudenstein, eine unglaublich faszinierende Ausstellung mineralogischer Kostbarkeiten aus der ganzen Welt, die ebenfalls auf eine Stiftung von Erika Pohl-Ströher zurückgeht. Zumindest erwähnt gehört noch, dass sich in Freiberg mit der 1765 gegründeten Bergakademie die älteste montanwissenschaftliche Hochschule der Welt befindet und wir im Schacht Reiche Zeche bis zu einer Tiefe von
230 m in den Berg einfahren hätten können.
Mit dem Frohnauer Hammer haben wir am Mittwoch eines der ältesten noch erhaltenen Hammerwerke mit Wasserantrieb aus dem 17. Jhdt. besichtigt und konnten im gegenüber liegenden Herrenhaus – ebenfalls noch mit der originalen Einrichtung der letzten Bewohner – das Klöppeln erlernen.
Schloss Augustusburg, auch als Krone des Erzgebirges bezeichnet und für uns schon auf der Rückfahrt von Freiberg weit sichtbar, haben wir anschließend besucht. Erst am Wochenende vor unserem Besuch hatte das Schloss sein 450-jähriges Jubiläum gefeiert. Bei einer Schlossführung konnten wir das Renaissance-Gebäude mit seinen 4 imposanten Ecktürmen, dem Schlossbrunnen und der Folterkammer besichtigen und uns anschließend noch im Schlossmuseum und der interessanten Jagdtier- und Vogelausstellung umsehen. Zu einem lohnenden Außenspaziergang in den Schlossanlagen lud das regnerische Wetter nicht gerade ein.
Über Oberwiesenthal, mit 1215 m höchstgelegene Stadt Deutschlands, und vorbei am Fichtelberg sind wir am Donnerstag nach Karlsbad gefahren. 16 verschiedene Quellen machten die Stadt schon im Mittelalter, aber vor allem seit dem 17. Jhdt. zum Treffpunkt des Adels und gehobenen Bürgertums aus ganz Europa. Die Liste der Besucher von Peter dem Großen über Goethe bis Antonin Dvorak ist unendlich, die Stadt in ihrer architektonischen Pracht und Vielfalt in der kurzen Zeit einer Stadtführung gar nicht zu erfassen. Es war trotzdem ein Erlebnis und mit dem Mittagessen im „Becherplatz“ ein schöner Abschluss unserer Fahrt.
Unser Bus kam nach kurzer Wartezeit am Busbahnhof an und brachte uns gut wie alle Tage vorher nach München zurück. Dass im Anschluss viele dem Corona-Virus – glücklicherweise dank Mehrfachimpfung mit glimpflichen Verlauf – zu Opfer gefallen sind, war wohl angesichts der allgemeinen Lage nicht zu verhindern, sollte aber die Erinnerung an die erlebnisreiche Reise nicht trüben.